Der Tag der letzten Male ist gekommen. Die letzte Woche war erstaunlich ruhig gewesen nach dem ganzen Stress zuvor. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass Brooke wieder abgereist ist. Jedenfalls ist es wieder ganz angenehm geworden auf der Farm und ich konnte meine letzten Tage hier geniessen. Es wäre nicht normal gewesen, wenn in diesen Tagen nicht auch etwas passiert wäre.
Zunächst hatte ich 3 Tage alleine auf der Farm zu bestreiten, was eigentlich ganz toll war nach dem vorangegangenen Stress. Dennoch war gerade der letzte Tag sehr nervenaufreibend. Es regnete in Strömen und innerhalb kürzester Zeit erhielten wir 30mm Regen. Das Wasser drohte ins Haus zu kommen und die Welpen waren klitschnass. Mein Tagesprogramm bestand vorwiegend aus Welpen umquartieren und sie zu trocknen. Dazu hatte ich mit einer Frischfleischknappheit zu kämpfen und fütterte die Hunde nur noch mit Trockenfutter, was diese nicht gerade zu schätzen wussten. Umso erleichterter war ich dann, als Sonia und Max wieder zurückkehrten und ich empfing sie mit einem warmen Feuer im Ofen. Am Tag zuvor hatte ich zudem wieder einmal einen unserer Waran gesichtet, wir hatten sie schon sehr vermisst.
Im ersten Moment nach der Rückkehr der Gastfamilie herrschte Hektik am Sonntagmorgen. Am Dienstag soll eine Schätzung des Hauses und des Landes gemacht werden. Alles soll glänzen und aufgeräumt sein. Wiederwillig putze ich im Haus. Am nächsten Tag war ich wiederum alleine und konnte stressfrei auch noch den Rest putzen. Dann endlich ist der grosse Tag da. Erstaunlicherweise ist niemand gestresst. Ich ziehe mich zurück und mache einen langen Spaziergang mit Brooke’s Hund River. Wir geniessen die Zeit und freuen uns über glückliche Gesichter nach der Einschätzung. Dieser Tag hat aber auch ein besorgniserregendes, wenn aber auch witziges Ereignis mit sich gebracht. Wir haben eine neue Mischung für das Hundefutter zubereitet, worin mehr Öl verwendet wird. Der Zufall wollte es und als ich die Welpen fütterte entglitt mir ein Ring vom Finger. Die Welpen stürzten sich erbarmungslos darauf und weg war der Ring. Ich bin total besorgt um den Welpen, während Sonia und Max nur lachen. So was sei ihnen in den ganzen Jahren noch nie passiert. Ich verbringe die restlichen Tage mit der Suche meines Ringes in Hundescheisse, jedoch bisher erfolglos.
Gestern war ein weiteres Highlight. Während ich am Zäune bauen bin, was mittlerweile meine zweite Leidenschaft geworden ist, höre ich die Hunde wie verrückt bellen. Erst denke ich sie sehen einen Waran. Dann aber sehe ich eine Hündin in einem Hundehaus wie verrückt bellen. Das muss eine Schlange sein und ich renne los, ohne zu wissen was ich denn tun sollte. Angekommen beim Hundehaus erkenne ich einen Australian Dragon in Angriffsposition. Ich kann die Hündin wegzerren und den Dragon vor einem tödlichen Biss retten. Endlich hat Sonia den Krawall gehört und sie eilt mir zu Hilfe. Wir bringen den Dragon aus der Gefahrenzone und platzieren ihn im Garten. Ein beeindruckendes Gefühl ein solches Reptil mal auf der Hand zu spüren.
Am Abend warten wir gespannt auf einen weiteren Wurf Welpen. Wir sind gespannt und in der Nacht erblicken 8 kleine Würmchen das Licht der Welp (oder zumindest wörtlich). Viele davon sind weiss mit braunen Flecken und erinnern an Milchkühe. Dies zu sehen ist für mich ein tolles Abschiedsgeschenk und ich kümmere mich ein letztes Mal um die Hunde. Es ist schwer zu realisieren, dass ich sie vermutlich nicht mehr wiedersehe. Dann nach endlosen Hundetelefonaten machen wir uns auf den Weg zur Busstation. Natürlich wieder einmal überaus knapp in der Zeit. Wie schon geahnt mache ich eine sehr kurzfristige Umbuchung auf einen späteren Bus. Nun bin ich hier und warte auf den Bus, der mich bis heute Abend nach Brisbane bringen wird. Morgen geht es dann weiter nach Cairns, im Norden von Australien. Dort startet meine Reise dann so richtig und ich werden im Verlauf der nächsten Wochen nach Melbourne reisen.