Tag 19

Die Zeit hier vergeht unglaublich schnell. Mittlerweile hatten wir sogar etwas Regen, zwar noch lange nicht genug, aber es reicht damit die Pflanzen und Bäume überleben. Insgesamt war es die letzten Tage oft bewölkt und manchmal nicht mal 20°C und damit sehr kühl. Wir haben den Holzofen im Haus zeitweise wieder in Betrieb genommen. Das tolle daran war das schmackhafte Brot auf Holzkohle gebacken. Im Regen hat sich aber auch herausgestellt, dass mein Pferdeanhänger nicht ganz wasserdicht ist. Glücklicherweise wurde nicht viel nass und alles war schnell wieder trocken. Mein Anhänger hat aber auch seine guten Seiten, wenn es auch manchen komisch vorkommen mag, dass ich hier drin wohne. Am Abend kann ich mich hierher zurückziehen und habe meine Ruhe. Den ganzen Tag über herrscht Trubel und die Hunde im Haus können ganz schön anstrengend werden mit ihrem Geblödel rundum die Uhr. Dazu kommt, dass Sonia fast ununterbrochen telefoniert, meist mit Freisprech-Funktion, wegen der Hunde. Etwas Ruhe im Anhänger kommt dann gelegen.

 

Bei meiner Arbeit hier stehen nach wie vor die Hunde im Vordergrund. Neben den täglich anfallenden Aufgaben haben wir angefangen die Hundegehege auf Vordermann zu bringen. Man oder besser ich hab es erst nicht geglaubt, die Grasflächen werden mit einem Sauger abgesaugt. Dies weil es hier so fiese Samen gibt (fast wie Klebläuse), die sich im Fell der Hunde verfangen und auch zwischen den Zehen. Daher sollen diese Samen möglichst auf ein Minimum reduziert werden. Weiter stand der ein weiterer Zaunbau im Vordergrund. Die frisch gesetzten Apfelbäume litten unter den Kängurus, die ein Gefallen daran gefunden haben. Daher mussten diese Bäume möglichst schnell vor ihren Fressfeinden geschützt werden. Daher haben wir gleich fast 200m Hühnergitter «verbaut» gegen die Plagegeister. Der tolle Nebeneffekt am neuen Zaun ist, dass nun bald auch Hühner hier auf dem Hof leben werden. Sie sollen nicht nur Eier für Mensch und Tier produzieren, sondern auch ein Teil des Fleisches für die Hunde liefern. Die Hunde hier werden mit Frischfleisch und Knochen gefüttert, dies soll angeblich die beste Fütterung sein. Pro Woche liegt der Fleischverbrauch für die Hunde bei ca. 70kg.

 

Wie bereits mal erwähnt, wächst hier alles sehr schnell. Durch den Regen wird der Boden langsam wieder von grünem Gras bewohnt. Der negative Effekt ist, dass Unkraut schnell spriesst und den Nutzpflanzen das Wasser wegnehmen. Da fast alles bewässert wird und das Wasser ein limitierter Rohstoff ist, möchte man nicht unnötig Unkraut wässern. Daher habe ich gestern die Himbeerstauden mit ordentlich Stroh eingekleidet. Dadurch wird die Feuchtigkeit besser bewahrt vor dem Verdunsten und das Unkraut hat kein Licht zum Wachsen.

 

Nun hatte ich auch schon etwas mit den Pferden zu tun. Wenn man es die ganze Zeit schreien hört, heisst das meist etwas stimmt nicht. So auch letztes Wochenende. Ich gehe nach draussen und sehe wie Sonia und Max versuchen Pferde einzufangen, die beim Weidewechsel ab sind. Gerade rechtzeitig tauche ich auf um mir ein Wettrennen mit den Pferden zu liefern und sie abzufangen bei einem Durchgang. Wären sie dort durch, wären die Pferde kaum mehr einzufangen gewesen. Ich habe auch einen Reitversuch gewagt auf einer 22-jährigen Quarter Horse Stute. Ein angeblich so tolles und liebes Pferd. So richtig warm wurde ich aber nicht und die Stute war total heiss und aufgeladen. Das Ganze war mir schnell nicht mehr Geheuer und ich habe das Kapitel reiten hier für mich abgeschlossen. Die Pferde sind seit 3 Monaten auf einem Haferfeld, nicht die beste Nahrung für ruhige Pferde.

 

Mittlerweile war ich sogar etwas in der Stadt und konnte mich etwas im Supermarkt umsehen. Dieser Ausflug war doch sehr spannend. Bekannte Produkte wie Toblerone, Lindt-Kugel und sogar Gruyère AOP Käse findet man hier in den Regalen. Der Käse ist aber extrem teuer, so kostet das Kilo Gruyère 51$. Insgesamt erinnert mich hier bisher vieles an die USA. Von der Art wie die Dinge ablaufen und auch aussehen. Als wir von der Stadt nach Hause fahren ist es bereits dunkel und ich sehe die zahlreichen selbstmörderischen Kängurus über die Strasse rennen. Kein Wunder, dass wir auch eins erwischen. Die Australische Art ist es, dann noch 3 weitere Male über das Känguru zu fahren, damit es dann auch sicher tot ist. Dann steigt man aus und schleift es an den Strassenrand und kann weiterfahren. Ich war sichtlich schockiert, aber die Autos hier haben eine mit Metallstangen verstärkte Stossstange, die Rooh-Bars, speziell damit das Auto nicht kaputt geht beim Zusammenprall mit einem Känguru. An diesem Abend hat es zusätzlich geregnet und die Zufahrtsstrasse zum Haus hat sich in einen spiegelglatten Offroadweg verwandelt, gegen den selbst der 4WD nicht wirklich etwas hilft. Zuhause sehen wir, dass wir vergessen haben die Türen zu schliessen und nun kämpfen wir gegen die eingedrungenen Mäuse.

 

 

Nun zum spektakulärsten der letzten Tage. Wie schon früher mal erwähnt, habe ich bereits eine Schlange gesehen, unwissend was für eine. Neulich Abend nach dem Duschen bin ich fast einer auf den Schwanz getreten, vermutlich die gleiche die ich schon mal gesehen habe. Ich bin nicht gross überrascht, denke mir aber wie fahrlässig ich unterwegs bin mit Flipflops und kurzen Hosen. Zur Schlangenbissprävention sollte man immer geschlossene Schuhe und weiter lange Hosen tragen, dadurch reduziert man das Risiko eines Bisses extrem. Die Fänge der Schlangen sind meist sehr fein und kurz und können so gar nicht bis auf die Haut gelangen. Jedenfalls sorgt meine Schlangensichtung für Unruhe, ist sie doch an der Hauswand. Es stellt sich heraus, dass es sich um ein extrem dunkles Exemplar einer Brown Snake handelt, einer der giftigsten Schlangen überhaupt. Sonia uns Max fangen die Schlange mit speziellen Utensilien in einem Stoffsack ein und wir fahren sie weg vom Haus, wo wir sie freilassen. Viele Australier töten solche Schlangen, dabei sind sie keineswegs aggressiv, wenn sie nicht provoziert werden. Auf dem Rückweg zum Haus hören wir die Hunde bellen und wir stossen auf eine zweite gleiche Schlange. Das Prozedere beginnt von vorne. Ich bin nur 2m von der «gefährlichen» Schlange entfernt und Sonia zeigt mir wie das Einfangen ganz stressfrei für die Schlange gemacht wird. Man nützt einfach den natürlichen Instinkt des Versteckens aus und bietet der Schlange mit dem Stoffsack ein geeignetes Versteck. Nach diesen zwei Schlangenfängen wird klar, dass die Hundegehege bald möglichst komplett Schlangensicher gemacht werden müssen. Durch die lange Trockenheit und den neulichen Regen sind die Schlangen nun unterwegs. Die Brown Snake verbringt den grössten Teil der Zeit unter der Erde und bei den aktuellen Verhältnissen kommt sie gerne an die Oberfläche. Heute hatten wir schon wieder eine Brown Snake bei den Hundegehegen, welche wir natürlich umgehend entfernt haben. Ein Foto habe ich aber bisher noch nicht schiessen können. Aber so wie es aussieht, werde ich sicher noch mal eine Möglichkeit bekommen während meiner Zeit hier.