Nun bin ich schon seit über einer Woche hier in Pittsworth. Bisher war das Wetter super, jedenfalls wenn man die Sonne gerne hat. Es ist jeden Tag voll sonnig, fast ohne eine Wolke am Himmel und die Temperatur steigt immer über 30°C. Heute Nachmittag hatten wir sogar 38°C gemessen. Die Hitze ist aber sehr angenehm, die Luftfeuchte ist sehr tief. Dadurch kommt man kaum ins schwitzen und ich kämpfe mit ausgetrockneter Haut und einer blutigen Nase durch die Trockenheit. Das Schlimmste ist aber der Wind. Dieser ist ausgesprochen heftig und durch die Trockenheit (letzter Regen war vor 3 Monaten), ist alles staubig und die Sonnenbrille schützt insbesondere davor. Das gute an der klimatischen Situation, ich komme erstaunlich gut damit klar und hatte bisher noch keinen Sonnenbrand. Vor dem Duschen bin ich mir jeweils nicht sicher ob ich brauner geworden bin oder alles nur Staub ist.
Die klimatische Situation ist aktuell sehr ungewöhnlich für diese Region. Das Land hier ist sehr fruchtbar und sobald etwas Wasser da ist wächst sofort alles aussergewöhnlich schnell. In diesem Jahr gab es bisher lediglich ein Drittel der normalen Regenmenge. Daher ist alles ausgedörrt und braun.
Nun zu meinen bisherigen tierischen Begegnungen mit Australien. Bereits am nach meiner Ankunft habe ich meine erste Schlange gesehen. Sie hat sich fast neben dem Haus aufgehalten. Beunruhigt hat dies grundsätzlich niemanden hier, dennoch wird seither in Bezug auf die Hunde die Schlangenthematik etwas kritischer betrachtet. Am gleichen Tag hatte ich auch schon die erste Spinne in meinem «Zimmer» entdeckt, viel beunruhigter war ich aber als ich eine Huntsman Spinne eines Abends beim Abwaschen gesehen habe. Eine grosse, braune und haarige Spinne welche giftig ist. Wie ich mich aber belehren musste sind die grossen Spinnen ungefährlicher als die kleinen. Als fast tägliches Highlight kann ich Warane vom Küchenfenster beobachten und sogar füttern. Manchmal trete ich sogar beinahe auf sie, weil sie auf dem Weg zu den Hundegehegen rumliegen. Weiter kann ich auch täglich Kängurus beobachten, hier vertreten ist das Wallaby. Dies ist ein sehr kleines Känguru und kriecht unter allen Pferdezäunen hindurch. Sie sind hier nicht erwünscht und eine mühselige Plage. Dennoch sind sie sehr süss, ich hoffe ich schaffe es noch einen tollen Schnappschuss zu machen.
Meine Tätigkeiten hier drehen sich momentan fast immer um die Hunde. Sei es die Hunde füttern, frisches Wasser bringen, die Gehege saubermachen oder Hunde transportieren um sie zu duschen und schären. Die Welpen müssen täglich «trainiert» werden, ein sogenanntes BioSensic Training. Dies soll helfen, dass die Welpen später schneller trainiert werden können. Viele Welpen aus der Zucht werden später als Assistenzhunde eingesetzt und das gewünschte Verhalten wird bereits in der Zucht selektiert. Mit dazu kommen genetische Tests, welche absichern, dass die Hunde keine genetischen Krankheiten in sich tragen. Die Gastfamilie gibt sogar eine Garantie, dass die Hunde 3 Jahre lang gesund sind. Dies hat einen stolzen Preis von 2'400.-$ pro Welpen zur Folge. In Zusammenhang mit den Hunden arbeiten wir aktuell an einem weiteren Gehege. Dies wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir haben bereits begonnen Zäune gegen Schlangen zu befestigen und des künftige Gehege von Steinen zu befreien. Das Gebiet hier war früher mal ein Vulkan, dadurch ist es hier sehr steinig und macht alles sehr mühsam. Sogar mit dem Traktor rumzufahren ist nicht immer einfach wegen der Steine. Heute haben wir zudem damit begonnen die bestehenden Gehege auf Vordermann zu bringen. Dazu habe ich den ausgedörrten Grasbereich mit einem Pferdeäpfelsauger abgesaugt und das Kies wieder an seinen Platz gerecht.
Mit den Pferden habe ich leider bisher noch nichts zu tun gehabt, aber ich gehe sie zwischendurch bei einem kurzen Spaziergang besuchen. Eine Stute bereitet etwas Sorgen, sie hätte schon seit ca. 2 Wochen ihr Fohlen bekommen sollen und wir warten immer noch. Dafür ist das kleinste Fohlen ein richtiger Ausbrecher und neulich bei einem Spaziergang musste ich ihn einfachen und zur Herde zurückbringen. Durch meine Spaziergänge habe ich nun auch herausgefunden, dass man fast 20min gehen muss bis man vom Grundstück auf die «Strasse» kommt. Diese Strasse ist aber lediglich ein Schotterweg, der beim Grundstück endet.
Manchmal bin ich auch allein auf der Farm und somit für einiges verantwortlich. Sonia kennt mich mittlerweile und weiss, dass ich Arbeiten gewissenhaft erledige, was sie sehr schätzt an mir. Letztens habe ich etwas im Haushalt geholfen und mal den Boden geputzt, diese ist noch nicht fertig und nur aus Beton. Nach etwas 5 Eimern Dreckwasser war ich zwar nicht vom Resultat überzeugt, die Gastfamilie aber überaus erfreut über das Ergebnis. Putzen könnte man hier an vielen Orten und es bräuchte Tage. Daher habe ich mal in der Küche angefangen und dort die Oberflächen gereinigt. Heute habe ich zusätzlich die ersten Wascherfahrungen hier gemacht. Gewaschen wird mit dem Geschirrspülmittel und mit einer sehr instabilen Wasserleitung. Das Ganze sieht dann nicht unbedingt sehr sauber aus und riecht auch nicht frisch gewaschen. Ich bin froh, wenn ich meine Wäsche dann irgendwann wieder anständig waschen kann.
Insgesamt kommt mir hier alles sehr unorganisiert und chaotisch vor. Manchmal frage ich mich ob es nicht besser wäre seinen Tag zu strukturieren, aber das scheint für Sonia nicht so wichtig zu sein. Es gibt nahezu langweilige Momente, die Zeiten mit Arbeit sind jedoch immer sehr von Stress geprägt. Dafür gibt es hier eine sehr ausgewogene und gesunde Ernährung. Alles wird ohne Salz zubereitet und ist auch sehr ballaststoffreich und fettarm. Süssigkeiten findet man hier auch kaum, ein Apfel zwischendurch sorgt für die Süsse. Gewöhnungsbedürftig ist auch das Sauerteigbrot. Mit etwas dazu ist es aber ganz lecker, spendet viel Energie und hält lange satt. Nun freue ich mich schon auf ein gutes Abendessen, auch wenn ich noch nicht weiss was mich erwartet.